Kooperation BYD & voestalpine: Lokaler Stahl für Europas neue E‑Auto‑Fabrik
- Patrick Aulehla
- 26. Juni
- 3 Min. Lesezeit
Der chinesische E‑Mobilitätsriese BYD hat sich mit dem österreichischen Stahlproduzenten voestalpine zusammengeschlossen, um das neue Elektroauto‑Werk in Szeged in Ungarn mit hochwertigen Stahlblechen zu beliefern. Damit setzen beide Unternehmen auf „Made in Europe for Europe“ – ein bedeutender Schritt in der europäischen Lokalisierungsstrategie von BYD.
Text: Patrick Aulehla | Fotos: BYD
Der chinesische Automobilkonzern BYD – „Build Your Dreams“ – treibt seine Europa-Strategie mit großen Schritten voran. Neben dem laufenden Bau eines neuen E-Auto-Werks in Szeged, Ungarn, setzt der Konzern auch bei der Lieferkette auf Lokalisierung. Um Partner für die Produktion von Elektroautos in Ungarn zu finden, hielt BYD im Juli 2024 eine Supplier Conference in Wien ab. Knapp ein Jahr später, am 24. Juni 2025, verkündet Stella Li, Executive Vice President von BYD, nun die erste Partnerschaft mit einem österreichischen Zulieferer: der voestalpine AG.
Das Linzer Stahlunternehmen wird künftig hochwertige Flachstahlprodukte für die im neuen europäischen BYD-Werk produzierten Fahrzeuge liefern. Ein Schulterschluss zwischen einem globalen Technologiekonzern und einem der führenden Player der europäischen Stahlindustrie, der Wertschöpfung nach Österreich bringt.
Stella Li, Executive Vice President von BYD: "Ich freue mich sehr, dass wir mit der voestalpine AG zusammenarbeiten werden, einem Unternehmen mit einer langen Geschichte der Innovation und einem Engagement für Dekarbonisierung und nachhaltige CO2-Reduzierung.“

Herbert Eibensteiner, CEO der voestalpine AG, ergänzt: "Mit BYD beliefern wir nun ab Herbst von unserem Standort in Linz ein Technologieunternehmen aus China, das in Europa produziert. Wir sind zuversichtlich, dass dieser erste Auftrag für die Herstellung von hochqualitativem Flachstahl für Karosserien und Außenhaut die Grundlage für eine langfristige Zusammenarbeit bildet.“
Elektroauto-Werk in Ungarn soll BYD zu europäischem Hersteller machen
Wer hinter der Expansion von BYD nach Ungarn Zoll-Kalkül vermutet, der irrt, wie Stella Li bekräftigt: "Wir haben bereits im Dezember 2023 angekündigt, ein Werk in Ungarn zu eröffnen. BYD trifft Entscheidungen langfristig und strategisch, nicht aufgrund von kurzfristigen politischen Änderungen." Mit der Werkseröffnung in Ungarn will BYD sich stärker als europäischer Hersteller etablieren und die Fahrzeuge für den europäischen Markt ebendort produzieren.

Werkseröffnung in Ungarn mit Jahresende 2025, weitere Werke folgen
Die Eröffnung des BYD-Werks in Ungarn mit 3,5 Millionen Quadratmetern Fläche ist für Ende 2025 anberaumt. Das erste Fahrzeug, das dort vom Band laufen wird, ist der Elektro-Kleinwagen BYD Dolphin Surf (aktuell erhältlich für 19.990 Euro in Österreich). Ein zweites Werk in der Türkei ist ebenfalls bereits in Planung, über ein drittes - möglicherweise in Deutschland - wird derzeit spekuliert. Offizielle Infos gibt es dazu aber noch nicht.
BYD-Batterieproduktion mittelfristig auch in Europa
Neben der Fahrzeugproduktion wird BYD auch einen Teil der Batterieproduktion nach Europa verlagern. Ein Zeitplan ist dafür noch nicht festgelegt. Vorerst wird im Werk in Ungarn das Packaging der Batteriezellen vorgenommen. Das bedeutet: Zwar werden die Zellmodule aus China importiert. Der Zusammenbau zu einer Antriebsbatterie für Elektroautos (oder Plug-in-Hybride, bei BYD DM-i, Dual Motor intelligence) erfolgt am Standort Szeged.

Neue Technologien: V2H mit Ladestation, Flash Charging mit 1.000 kW
Im Zuge der Pressekonferenz zur Kooperation mit der voestalpine AG kündigte BYD-Vizepräsidentin Stella Li auch zwei bedeutende technologische Meilensteine an:
Flash Charing: Die Modelle BYD Han und BYD Tang werden zukünftig mit der sogenannten Flash Charing Technologie ausgerüstet. So können BYD-Elektroautos mit bis zu 1.000 kW geladen werden, was einer Ladegeschwindigkeit von etwa 400 Kilometer Reichweite in fünf Minuten, oder zwei Kilometer pro Sekunde entspricht. In China sind die ersten Ladestationen bereits errichtet, in Europa werden sie im Laufe der nächsten Jahre folgen.
Vehicle to Home Laden: Ein Projekt mit Österreich-Bezug ist das sogenannte Vehicle to Home Laden (V2H): Mit dieser Technologie ausgerüstet, können Elektroautos nicht nur Strom aus dem Stromnetz beziehen und speichern, sondern auch an ein Eigenheim abgeben. Die Elektrofahrzeuge von BYD können also als mobile Powerbank, beispielsweise für Strom aus PV-Anlagen, genutzt werden. Im Notfall, etwa bei einem Blackout, kann das BYD-Fahrzeug sogar als Notstromaggregat für das Eigenheim genutzt werden und dieses über mehrere Tage hinweg mit Energie versorgen.
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